+++News vom Landratsamt: Grußwort zum Jahreswechsel von Landrat Helmut Petz+++
Liebe Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Freising,
„Und täglich grüßt das Murmeltier.“ In diesem Filmklassiker erlebt der Schauspieler Bill Murray an jedem Tag immer wieder Dasselbe. So ähnlich ergeht es uns mit Corona: Letztes Jahr hatten wir uns entschieden, das Landratsamt zum Schutz der Bevölkerung und der Mitarbeiterschaft vor einer Infektion mit Corona zwischen Weihnachten und Neujahr für den Publikumsverkehr zu schließen. In diesem Jahr: Dasselbe! Die vierte Welle hat uns mit einer derartigen Wucht getroffen, dass alle Hoffnungen nach der dritten Welle im Frühjahr 2021 auf ein baldiges Ende der Pandemie wie Seifenblasen zerplatzt sind. Einen entscheidenden Unterschied gibt es zwar: Seit 29. Dezember 2020 werden in unserem Impfzentrum Immunisierungsimpfungen gegen Corona angeboten, auch die niedergelassenen Ärzte im Landkreis impfen mit aller Kraft. Aber mit dem Abklingen der dritten Welle nahm auch die Impfbereitschaft der Bevölkerung ab, die mittlerweile erreichte Impfquote ist leider immer noch nicht so hoch, dass wir gegen die vierte Welle gewappnet gewesen wären. Jetzt müssen wir beim Impfen schnell vorankommen – auch bei den Auffrischungsimpfungen, weil der neuen Virenvariante Omikron nur so effektiv beizukommen ist, flankiert von vernünftigem, risikoangepasstem Verhalten.
Neben der Kontaktnachverfolgung sowie dem Betrieb des Impfzentrums und des Testzentrums haben die Mitglieder der Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt in Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen im Landkreis übrigens gerade eine zusätzliche Notaufnahme im Klinikum Freising aufgebaut, die im Falle einer Überlastung der Krankenhauskapazitäten sofort in Betrieb gehen könnte. Wir können nur hoffen, dass wir sie nicht brauchen werden. Die Intensivstation in unserem Klinikum ist derzeit zwar bis zur Kapazitätsgrenze mit Corona-Patienten ausgelastet. Im Gegensatz zum deutschlandweiten Rückgang der Intensivbetten, der im Wesentlichen auf fehlende Pflegekräfte zurückzuführen ist, ist es uns im Klinikum gelungen, die Intensivkapazitäten zu steigern. Dazu mögen die Großraumzulage, die wir unseren Klinikmitarbeitern rückwirkend seit Anfang 2020 zahlen, aber auch viele andere Maßnahmen der Personalgewinnung und -bindung beigetragen haben. Auch ansonsten haben wir unser politisches Ziel, den Menschen im Landkreis Freising und in der Region im Klinikum Freising eine gute medizinische Versorgung anzubieten, im Jahr 2021 durch die im Vorjahr initiierte „Task Force“ ein gutes Stück nach vorne gebracht. Ergebnisse dieser Arbeit sind zusätzliche Behandlungsangebote wie Akut-Geriatrie, stationäre Schmerztherapie und interventionelle Radiologie. Weitere wichtige Ziele sind eine Intermediate Care-Station als Puffer zwischen Intensiv- und Normalstation, die Höherstufung der Zentralen Notaufnahme zur eigenständigen Fachabteilung mit eigenem Chefarzt sowie die staatliche Anerkennung unserer Berufsfachschule für Krankenpflege.
Herausfordernd war das Jahr 2021 auch für die Feuerwehren und Hilfsorganisationen im Landkreis Freising. Mein großer Dank gilt allen haupt- und ehrenamtlich Tätigen der Feuerwehren, des Bayerischen Roten Kreuzes, der Johanniter, des THW. Sie alle leisten im Kampf gegen das Virus seit eineinhalb Jahren Großartiges, sind immer zur Stelle, wenn wir Sie brauchen. Ihre Arbeit kann gar nicht genug gelobt und wertgeschätzt werden. Dabei hatten Sie auch mit Ihren originären Aufgaben genügend zu tun. Ich erinnere nur an die Hochwassereinsätze in diesem Sommer. Sie haben nach den Überschwemmungen in einigen Hallertauer Gemeinden und in der Landshuter Innenstadt Hilfe geleistet, ebenso wie nach den verheerenden Fluten in Rheinland-Pfalz. Ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt haben die Floriansjünger auch beim Großbrand einer Tankstelle in Allershausen oder einem nächtlichen Hochhausbrand in Neufahrn.
Von der Pandemie geprägt war auch die Arbeit des Kreistags des Landkreises Freising und seiner Ausschüsse. Um dem Infektionsschutz Rechnung zu tragen, haben wir dieses Jahr Hybridsitzungen eingeführt – ein Novum, das uns der Bayerische Gesetzgeber durch eine Corona-bedingte Novelle der Kommunalgesetze zur Verfügung gestellt hat. Seit einiger Zeit können sich Kreisrätinnen und Kreisräte, aber auch Pressevertreter, durch Ton-Bild-Übertragungen über das Internet zu den Gremiensitzungen zuschalten.
Das Personal des Landratsamts wächst. Grund dafür sind einerseits die immer neuen Vollzugsaufgaben, die uns der Bundes- oder Landesgesetzgeber überantwortet, aber auch die politischen Wünsche der Kreisgremien, für deren Umsetzung ebenfalls das Landratsamt zuständig ist. Mehr Arbeit muss auf mehr Schultern verteilt werden, für die wir auch mehr Arbeitsplätze brauchen. Dafür hat der Landkreis Freising das Areal der ehemaligen Steinkaserne in Freising erworben, auf dem der zweite Standort des Landratsamts errichtet werden soll. Das bestehende Stabsgebäude wird derzeit als Impfzentrum und für das Contact-Tracing-Team (CTT) des Gesundheitsamtes genutzt. Künftig können dort rund 150 Mitarbeiter des Landratsamtes ihren Arbeitsplatz beziehen. Doch auch hier hat Corona – nicht notwendigerweise negative – Spuren hinterlassen: Homeoffice. Zur Minimierung des Infektionsrisikos aus der Not geboren, wird es sicherlich ein wesentlicher Bestandteil unserer zukünftigen Bürowelten bleiben. Die wollen wir im Landratsamt mit professioneller externer Hilfe gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Landratsamt zukunftsorientiert gestalten und im Stabsgebäude ausprobieren. Parallel dazu laufen die Vorbereitungen für eine umfassende Brandschutzsanierung des Neubaugebäudes am bestehenden Standort des Landratsamts. Im Zuge dieser Sanierung sollen auch hier neue Büroräume entstehen.
Ein vorrangiges Ziel bei der Bekämpfung von Corona ist es, die Schulen und Kindertagesstätten, soweit infektionsschutzmäßig irgendwie vertretbar, offen zu halten. Im Rahmen eines Forschungsprojekts, das Prof. Dr. Christian Schwarzbauer von der Hochschule München im Verbund mit weiteren Forschungseinrichtungen durchführt und an dem sich der Landkreis Freising beteiligt, wird untersucht, wie sich unterschiedliche Lüftungskonzepte auf die Luftqualität und damit letztlich auf das Infektionsrisiko im Klassenzimmer auswirken. Erste Zwischenergebnisse werden Mitte Dezember der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Bildung unserer Kinder ist ein wertvolles Gut. Daher hat der Landkreis auch im Jahr 2021 große Summen in die Modernisierung unserer Schulen investiert: Die Generalsanierung des Turnhallen-Gebäudes am Camerloher-Gymnasium in Freising konnte heuer abgeschlossen werden. Das Dom-Gymnasium hat neue Räume für die Ganztagsbetreuung im ehemaligen Marstallgebäude auf dem Domberg erhalten. Ganz neu ist der Holzpavillon, den der Landkreis für das Sonderpädagogische Förderzentrum, Außenstelle Moosburg, errichtet hat. Während an der Wirtschaftsschule Freising und der Karl-Meichelbeck-Realschule Freising grundlegende Sanierungen anstehen, ist das größte Projekt, das der Landkreis in den kommenden Jahren in Angriff nimmt, einen großen Schritt vorwärtsgekommen: Im Rahmen eines zweistufigen Wettbewerbsverfahrens stehen nunmehr die Siegerentwürfe für den Neubau des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums an der Wippenhauser Straße in Freising fest. Das Wettbewerbsverfahren hat sich nach Einschätzung aller Beteiligten wirklich gelohnt. Wir haben exzeptionelle Entwürfe erhalten, die nicht nur den Schulbetrieb, sondern auch das Stadtbild von Freising bereichern werden. Dringendste Aufgabe ist es jetzt, die Kosten für den Schulneubau in den Griff zu bekommen. Als nächstes Projekt steht die Übernahme des Josef Hofmiller-Gymnasiums von der Stadt Freising in die Sachaufwandsträgerschaft des Landkreises an. Hier arbeiten wir konstruktiv an Übergabemodalitäten, die für beide Seiten verträglich sind.
Ein Herzenswunsch für viele von uns ist mit dem Beschluss des Kreistags in Erfüllung gegangen, die in den 1990er Jahren gegründete Wohnungsbau GmbH im Landkreis Freising (WLF) fortzuführen und deren wohnungswirtschaftliche Kompetenz für alle Wohnungen zu bündeln, die dem Landkreis Freising direkt oder indirekt zugeordnet sind. Der aktuelle Wohnungsbestand der WLF soll durch Nachverdichtung im Bestand sowie durch Ersatz- und Neubauten innerhalb von acht Jahren um mindestens 130 auf rund 400 Wohneinheiten erweitert werden. Die WLF nimmt damit zukünftig vorrangig Landkreisaufgaben wahr, vor allem die Versorgung der Bediensteten des Landratsamts und des Klinikpersonals mit dauerhaft preisgünstigem Wohnraum, um so die Mitarbeiterbindung zu stärken und neue Beschäftigte zu gewinnen.
Fortgeschrieben wird aktuell das Seniorenpolitische Gesamtkonzept aus dem Jahr 2012. Studien zeigen, dass auch im vergleichsweise jungen Landkreis Freising der Anteil der über 65-Jährigen in der Bevölkerung deutlich ansteigen wird. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, richtet der Landkreis einen Pflegestützpunkt ein. Um eine möglichst niedrigschwellige Versorgung zu garantieren, sieht das Konzept neben dem Hauptsitz in der Stadt Freising Außensprechstunden in Au, Moosburg und Neufahrn vor. Unterstützen wollen wir auch das Frauenhaus Freising, das dringend weitere Plätze und Übergangsangebote (sog. Second Stage) benötigt. Geprüft wird derzeit eine Erweiterung der Kapazitäten durch Anmietung oder Neubau.
Eine der größten Zukunftsaufgaben unserer Zeit ist der Klimaschutz. Bereits im Jahre 2007 hat der Kreistag beschlossen, dass die Energieerzeugung im Landkreis Freising bis zum Jahr 2035 CO2-neutral sein soll. Zur Halbzeit, im Jahr 2021, hat der Kreistag beschlossen, im Rahmen einer Klimakonferenz Bilanz zu ziehen und die notwendigen Maßnahmen auf dem Weg zur Erreichung dieses Klimaschutzziels zu identifizieren. Leider musste der geplante Termin für die Klimakonferenz im Oktober 2021 Corona-bedingt abgesagt werden, aber wir holen die Konferenz im Frühjahr 2022 nach. Des Weiteren haben wir bereits begonnen, den Fuhrpark des Landratsamts sukzessive auf E-Mobilität umzustellen. In der Tiefgarage des Landratsamts wurden entsprechende Ladesäulen angebracht. Kostenlose E-Ladestationen für die Beschäftigten des Landratsamts und der Schulen sollen folgen. Auch unsere Liegenschaften wollen wir konsequent auf nachhaltigen Energieeinsatz umrüsten. Der Transformationsprozess soll durch ein Klimaschutzkonzept für den Landkreis begleitet werden.
Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz ist ferner der konsequente Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Auch in diesem Sektor ist der Landkreis sehr aktiv: Eine Erfolgsgeschichte ist die Verlängerung der Kelheimer Buslinie 6030 in den Landkreis Freising. Dieser „Freizeitbus“ inklusive Fahrradmitnahmemöglichkeit erfreut sich großer Beliebtheit und soll auf Wunsch der auf der Strecke liegenden Landkreisgemeinden durch zusätzliche Haltestellen im Landkreis nochmals aufgewertet werden. Um den Öffentlichen Personennahverkehr noch attraktiver zu gestalten, haben wir das Projekt „On-Demand-Verkehr“ (besser verständlich unter dem Begriff „Rufbus“) in Auftrag gegeben. Ziel ist es, flexible Bedarfsverkehre als sinnvolle Ergänzung zum klassischen ÖPNV einzusetzen. Ein tolles Angebot nicht nur für Studierende ist die MVV-Regionalbuslinie X660 zwischen den Forschungsstandorten Freising Weihenstephan und Garching. Die erste Expressbuslinie im Landkreis, die seit 1. Oktober 2021 die beiden Hochschulstandorte als „Wissenschaftslinie“ direkt verbindet, schafft zudem für Pendlerinnen und Pendler neue Fahrtmöglichkeiten in Richtung Münchner Norden.
Der Expressbus ist ein wichtiger Meilenstein, soll aber nicht der letzte Schritt sein. Ziel ist mittelfristig eine Schienenverbindung zwischen den Forschungsstandorten. Wir arbeiten weiterhin auf einen Lückenschluss zwischen der U-Bahn-Haltestelle Garching-Forschungszentrum und der S-Bahn in Neufahrn hin, wobei eine Verlängerung der S-Bahn zur U-Bahn, etwa in Verlängerung des S-Bahn-Ringschlusses von Erding über den Flughafen nach Garching mit Umsteigemöglichkeit in die S 1 in Neufahrn als die realistischere Perspektive erscheint.
Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wünsche ich ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest, Glück und Zufriedenheit im neuen Jahr 2022 – und das Wichtigste in diesen Zeiten: Gesundheit.
Ihr Landrat
Helmut Petz