+++News aus dem Landratsamt: Heutiger Beitrag zur Aktionswoche Alkohol.+++
Interview zur Suchtwoche 2022
Heute stellen wir Ihnen Herrn W. vor, die über ihre Alkoholabhängigkeit spricht.
Mit Herrn W. sprach Frau Dagmar Fischer, Suchttherapeutin an der Psychosozialen Beratungsstelle in Freising Prop eV. Herr W. befindet sich in der Nachsorgeleitung nach stationärer Rehabilitation.
Frau Fischer: Herr W., verraten Sie uns Ihr Alter und würden Sie uns etwas über sich erzählen?
Herr W.: Ich bin 57 Jahre alt, geschieden und lebe in einer Beziehung mit meiner Lebenspartnerin hier in der Nähe von Freising, habe drei Kinder und fünf Enkel.
Frau Fischer: Wie war Ihr Weg in die Alkoholabhängigkeit?
Herr W.: Das war ein schleichender Einstieg. Ich würde sagen, Anfang/Mitte der 90er Jahre, hat sich die Menge und die Häufigkeit immer weiter gesteigert. Vor allem auch dann, wenn ich meinen Frust und meinen Stress abbauen wollte.
Frau Fischer: Sie sind an die Suchtberatungsstelle gekommen, wie kam es zu diesem Entschluss und wie war der Weg zur Beratungsstelle von Prop?
Herr W.: Die ersten Schritte, die ich in diese Richtung unternahm, das war über den Hausarzt, und zwar zu einem Therapeuten. Das hat nicht so ganz funktioniert. Und letztendlich kam ich dann auf einen guten Rat hin zu Prop-Shop.
Frau Fischer: Haben Sie sich damals als abhängig erlebt?
Herr W.: Ich hatte kein gutes Gefühl bei meinem Alkoholkonsum, wurde aber immer mit Sprüchen beruhigt wie „Du trinkst ja eh so wenig.“ Das hat mich wahrscheinlich dazu verleitet, nicht so viel zu tun. Habe aber immer wieder das Gefühl gehabt, es ist was nicht in Ordnung. Und habe mehrmals versucht, das Ganze in den Griff zu bekommen mit Hilfe auch von Prop-Shop.
Frau Fischer: Wie war Ihr Weg aus der Sucht?
Herr W.: Der Weg war ein langer, mit vielen Versuchen es zu schaffen. Letztlich half mir meine Psychotherapeutin, die mich nur noch weiterbehandeln wollte, wenn ich eine Entziehungskur mache. Die habe ich gemacht, in Taufkirchen 14 Tage. Und später in Langzeittherapie in Wilhemsheim, wo meine Depressionen und der Alkohol gemeinsam behandelt wurden. Letztendlich war auch wichtig, dass ich mich geoutet habe und jedem in meinem Umfeld gesagt habe, ich bin Alkoholiker.
Frau Fischer: Was war für Sie im Nachhinein eine wichtige Erkenntnis, die heute noch von Bedeutung ist – also Ihr Benefit aus der ganzen Geschichte?
Herr W.: Ich denke, man muss sich das selber eingestehen, wenn man ein Problem hat, ein Alkoholproblem. Man muss sich wirklich eingestehen, dass man Alkoholiker, dass man alkoholkrank ist. Und das Ganze aktiv angehen, sich helfen lassen. Selbst schafft man das nicht. Da braucht man Hilfe.
Frau Fischer: Fühlen Sie sich heute immer noch alkoholabhängig? Wenn ja, wieso, wenn nein, wieso nicht?
Herr W.: Alkoholiker ist man sein ganzes Leben, man muss dazu stehen und vorsichtig sein. Nicht leichtsinnig werden und sich nicht selbst belügen, man könne es ja doch schaffen bzw. hat es so lange schon geschafft. Und man muss am Ball bleiben. Ich bin Alkoholiker, ich werde es immer bleiben und dazu stehe ich.
Frau Fischer: Was hilft Ihnen heute stabil zu bleiben?
Herr W.: Mir hilft mein Umfeld, die wissen alle Bescheid. Meine Lebensgefährtin weiß Bescheid, sie hilft mir. Ich werde unterstützt von Prop-Shop, einer Selbsthilfegruppe. Und, ja, dies alles hilft mir einfach. Und ich muss dran bleiben.
Frau Fischer: Vielen Dank!
Informationen zum Thema Sucht, Abhängigkeit und zu den Angeboten der Beratungsstelle Prop eV. gerne unter 08161 549890 oder auf https://www.prop-ev.de/