Landkreis

+++News aus dem Landratsamt: Geschichten zwischen Isar und Abens Aus dem Bildarchiv der Heimatpflege: Brückenbauten im Landkreis Freising von 1924 bis 1934+++

Ein Text von Kreisheimatpfleger Bernd Feiler

Unter dem Titel „Zwischen Isar und Abens“ veröffentlicht die Heimatpflege im Landratsamt Freising in loser Reihenfolge Beiträge, die sich mit der Geschichte, der Kultur und dem Brauchtum im Landkreis Freising beschäftigen. Diesmal geht es um zwei Isarbrücken im Landkreis, die in den 1930er Jahren erbaut wurden.

Über die Flüsse und die Bäche im Landkreis Freising führen insgesamt 51 Brücken, die alle nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind. Für 33 dieser Stahl- oder Spannbetonbauten trägt der Landkreis Freising die Baulast. Vor 90 Jahren waren zahlreiche Brücken im Bezirk Freising, dem Vorgänger des heutigen Landkreises, noch Holzkonstruktionen aus dem 19. Jahrhundert. Diese alten Flussübergänge waren für den sich entwickelnden Automobilverkehr nur bedingt geeignet und drohten unter der Last der Lkw und Autobusse zusammenzubrechen.

In den 1920er-Jahren setzte deshalb im Landkreis eine rege Bautätigkeit ein, die durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde. Nach und nach ersetzten moderne Stahlbetonbauten die hölzernen Brücken oder ergänzten sie. Das Archiv der Kreisheimatpflege verwahrt ein Fotoalbum, das die Bauabschnitte einzelner Brückenbaumaßnahmen zur Zeit der Weimarer Republik sorgfältig dokumentiert. Das Album ist Karl Schels gewidmet, der als Chef des Bezirksamtes Freising ein Vorgänger des heutigen Landrates war. Die Fotografien entstanden in den Jahren 1924 bis 1934 und stammen vermutlich größtenteils von dem Bezirksbaurat Ludwig Reissermeier. Er war für den Hoch- und den Tiefbau sowie für die Baudenkmalpflege verantwortlich. 

Eine neue Isarbrücke für Grüneck

Seit den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts führte bei Grüneck eine Holzbrücke über die Isar. Das Bauwerk war 1930 schadhaft und musste nach jedem Frühjahrshochwasser der Isar ausgebessert werden. Darüber hinaus hatte der Bezirk Freising den Anschluss an das Postbusnetz beantragt. Die Linie Freising – München sollte über Hallbergmoos und Grüneck, also auch über die dortige Isarbrücke führen. Da die alte Holzbrücke die schweren Omnibusse nicht tragen konnte, forderte die Oberpostdirektion den Neubau einer Isarbrücke. Und so realisierten die Gemeinden Neufahrn und Hallbergmoos, die Bezirke Freising und Erding sowie Gutsbesitzer Josef Selmayr aus Erching den Brückenneubau als Gemeinschaftsprojekt.

Dieses konnte in der Rekordzeit von nur vier Monaten durchgeführt werden, obwohl die Arbeiten unter ungünstigen Bedingungen stattfanden. Im April 1930 begannen die Bauarbeiten mit der Errichtung einer Arbeitsbühne, es folgte die Betonierung der ersten beiden Strompfeiler des Unterbaus. Die Arbeiten schritten rasch voran, bis Mitte Mai ein Hochwasser den Notsteg und die Schalung des dritten Strompfeilers mit sich riss. Schon eine Woche später, am 28. Mai, waren die Schäden behoben und alle sieben Pfeiler fertig betoniert. Im Juni nahmen die Arbeiter den Überbau in Angriff, es folgte die Betonierung der Fahrbahn und Ende des Monats deren Asphaltierung. Am 3. August fand in Anwesenheit zahlreicher Gäste und der Bevölkerung die Einweihung der neuen, 94 Meter langen Brücke statt. Nachdem Domdekan Anton Scharnagl den kirchlichen Segen gespendet hatte, übergab Bezirkschef Oberregierungsrat Karl Schels das Bauwerk dem Verkehr. Im April 1945 sprengten SS-Einheiten die Grünecker Isarbrücke. Erst 1953 war eine neue Brücke vollendet, die seit 2009 ein Stahlverbundbau ersetzt.

Die Brücke von Marzling

Im Jahr 1894 entstand bei Marzling aus den Teilen einer hölzernen Notbrücke, die in Freising während des Neubaus der dortigen Isarbrücke genutzt worden war, ein neuer Flussübergang. Bereits 40 Jahre später war das Bauwerk marode geworden und den Wassermassen der Isar nicht mehr gewachsen. So beschloss die Gemeinde Marzling Anfang 1934 den Neubau einer 94 Meter langen Brücke. Unter der Leitung des Bezirksamtes führte die Freisinger Firma Kriechbaum die Arbeiten aus. Das Marzlinger Wasserbauwerk diente als Feldwegbrücke hauptsächlich landwirtschaftlichen Fuhrwerken. Nur so erreichten die Marzlinger Bauern ihre Weidegründe und Felder auf der rechten Isarseite. Die Planungen sahen deshalb einen Holzüberbau auf Betonpfeilern vor. Im April stand das Arbeitsgerüst, sechs Wochen später begannen die Arbeiter mit dem Rammen der elf Meter langen Eisenbetonpfähle und der Fundamentspundwände in den Untergrund. Im Juli wurden die Pfeilerschäfte und Pfeilerhälse betoniert. Im September 1934 war dann der hölzerne Überbau weitgehend fertiggestellt, der Auftrag der Teermischdecke auf die Fahrbahn konnte erfolgen.

Auch die Marzlinger Isarbücke erlitt Kriegsschäden, nach einer grundlegenden Instandsetzung im Jahr 1951 bekam Marzling 1964 eine neue Isarbrücke. Diese existiert bis zum heutigen Tag, soll jedoch in absehbarer Zeit durch einen Neubau ersetzt werden. 

Fotos stehen unter folgendem Link zum Download bereit:

https://www.kommsafe.de/#/public/shares-downloads/0pTvmpSdUU7RdSXr3mVYRSiHlXsHbWgV

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