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+++News aus dem Landratsamt: Freisings Landrat Helmut Petz: „Präventiver Hochwasserschutz darf nicht an Landkreisgrenzen haltmachen“.+++

Nach den schweren Überschwemmungen im Juni 2024, die auch die Landkreise Freising und Dachau massiv getroffen haben, arbeiten die beiden Landkreise gemeinsam mit dem Wasserwirtschaftsamt München (WWA) und dem Bayerischen Umweltministerium an einem nachhaltigen und wirksamen Konzept für den präventiven Hochwasserschutz im gesamten Einzugsgebiet der Glonn.

Hochwasserschutz: Landrat Helmut Petz (v.li.), die Bürgermeister Martin Vaas, Mario Berti und Uwe Gerlsbeck sowie Andreas Kämper und Leander Liebl vom Tiefbauamt des Landkreises möchten möglichst schnell Maßnahmen zum Hochwasserschutz umsetzen.

Quelle Foto: Landratsamt Freising

Bereits im Juli 2025 hatten sich die Landräte Helmut Petz (Freising) und Stefan Löwl (Dachau) gemeinsam mit den Anliegergemeinden der Glonn in einem ersten Austausch landkreisübergreifend über mögliche Schutzmaßnahmen verständigt. Umweltminister Thorsten Glauber sowie das WWA sagten ihre Unterstützung zu. Nun fand im Landratsamt Freising ein Pressegespräch statt, in dem der Freisinger Landrat den aktuellen Stand der Überlegungen vorstellte – mit dabei auch die Bürgermeister der vom Glonnhochwasser betroffenen Freisinger Gemeinden Hohenkammer, Allershausen und Kirchdorf, Mario Berti, Martin Vaas und Uwe Gerlsbeck.

„Eine neue Qualität des Hochwassers“

Landrat Helmut Petz erinnerte an die verheerenden Schäden des Hochwassers im Juni 2024: „Selbst ein kleiner Fluss wie die Glonn kann ein enormes Zerstörungspotenzial entfalten – mit einer Geschwindigkeit und Intensität, die wir so bisher nicht kannten.“ In den vergangenen Monaten habe er zahlreiche Gespräche mit Bürgermeistern, Fachbehörden und dem WWA geführt. „Dabei wurde einmal mehr die Notwendigkeit offenbar, die gesamte Flussgebietseinheit Glonn in den Blick zu nehmen. Denn das Hochwasserschutz macht bekanntlich an Landkreisgrenzen nicht halt.“

Landrat Petz betonte, dass der präventive Hochwasserschutz oberste Priorität habe. „Wir müssen möglichst schnell wirksame Maßnahmen umsetzen, damit ein erneutes Extremhochwasser nicht mehr derart schlimme Folgen hat wie 2024. Dazu gehören neben dem technischen und organisatorischen Eigenschutz der Betroffenen auch Entlastungsmaßnahmen im Katastrophenfall, eine gute Ausrüstung unserer Einsatzkräfte sowie moderne Warn- und Prognosesysteme.“ Besonders effektiv sei laut Petz die Schaffung von Retentionsräumen – vor allem an den Zuläufen der Glonn – z.B. durch gezielte Straßendammerhöhungen quer zur Fließrichtung.

Ein wichtiger Schritt sei die Erstellung eines gemeinsamen Hochwasser- und Sturzflutkonzepts, das klären soll, welche Zuflüsse bei Starkregenereignissen eine zentrale Rolle spielen. „Wir müssen die vielen kleinen Zuflüsse in Angriff nehmen – denn hier lassen sich mit verhältnismäßig kleinen, rasch umsetzbaren Maßnahmen bei Starkregen große Wirkung erzeugen“, so Petz.

In Planung seien schließlich auch gezielte Deichöffnungen im Hochwasserfall zur Verminderung des Wasserdrucks sowie ein digitales Frühwarnsystem („Digitaler Zwilling“).

Bürgermeister ziehen an einem Strang

Auch die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden unterstützen das Vorgehen. Der Bürgermeister von Hohenkammer, Mario Berti, hob hervor: „Es war ein Fehler, dass die Glonn in den 1920er Jahren begradigt wurde – dadurch fließt das Wasser heute schneller ab. Umso wichtiger ist es, dass wir gemeinsam an diesem Thema arbeiten. Auch die Bürgerinnen und Bürger müssen ihren Beitrag leisten und Objektschutz betreiben.“

Martin Vaas, Bürgermeister von Allershausen, ergänzte: „Ich bin froh, dass wir dranbleiben. Besonders am Oberlauf der Glonn muss etwas geschehen. Wir müssen zusammen mit dem WWA herausfinden, welche Zuflüsse bei Hochwasser entscheidend sind.“ Seine Gemeinde habe bereits im Sommer ein Sturzflutkonzept beauftragt. „Nur durch Zusammenarbeit über Landkreisgrenzen hinweg können wir das Problem lösen.“

Kirchdorfs Bürgermeister Uwe Gerlsbeck betonte die Bedeutung kleiner, gezielter Maßnahmen: „Das Thema Hochwasser ist riesig. Wir müssen vor allem die Bachzuläufe beachten – hier können wir mit kleinen, sinnvollen Schritten viel erreichen. Simulationen des WWA würden uns als Gemeinden helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Auch der Zusammenhalt sei entscheidend: „Im Notfall muss der Gedanke an die Nachbargemeinden immer mitgedacht werden. Wir Gemeinden müssen selbst aktiver werden – die Hilfsorganisationen können das allein nicht stemmen.“

Ein langer, aber notwendiger Weg

Landrat Petz machte deutlich: „Der eingeschlagene Weg ist kein Selbstläufer. Es wird ein beschwerlicher Weg, aber einer, den wir gehen müssen. Wichtig ist, dass der Startschuss gefallen ist und wir nun schrittweise die Bereiche identifizieren, in denen wir schnell tätig werden können.“

Die Landkreise Freising und Dachau prüfen derzeit gemeinsam mit dem WWA, welche Maßnahmen mit einem vernünftigen Kosten-Nutzen-Verhältnis kurzfristig realisierbar sind. Auch eine solidarische Kostentragung über einen Solidarfonds wird diskutiert. Ziel ist es, möglichst rasch spürbare Verbesserungen beim Hochwasserschutz entlang der Glonn und ihrer Zuflüsse zu erreichen.

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