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+++Zum Tode von Papst em. Benedikt XVI.: Freising nimmt Abschied.+++

Mit tiefer Betroffenheit nimmt die Stadt Freising Abschied von ihrem Ehrenbürger Papst em. Benedikt XVI. „Die Nachrichten über den schlechten Gesundheitszustand unseres emeritierten Papstes haben uns sehr bewegt“, sagt Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher in Erinnerung an den 28. Dezember 2022, als Papst Franziskus bei einer Generalaudienz zum Gebet für seinen Vorgänger aufgerufen und erklärt hatte, Benedikt sei sehr krank. „Wir waren in unseren Gedanken bei ihm und wünschten ihm, Kraft zu schöpfen aus den vielen Erinnerungen an ein reiches Leben, und seinen Frieden zu finden nach einem nicht nur gesundheitlich sehr fordernden Jahr 2022.“ Benedikt werde in Erinnerung bleiben als große Persönlichkeit der Zeitgeschichte, die sich zu ihrer tiefen Verbundenheit mit Freising bekannt habe.

Die Ehrenbürgerwürde, zuerkannt vom Freisinger Stadtrat, war dem Heiligen Vater am 16. Januar 2010 aufgrund seiner herausragenden Verdienste um die Domstadt bei einer Privataudienz im Vatikan verliehen worden. „Papst Benedikt XVI. hat als Student und in der Vorbereitung auf die Priesterweihe in Freising gelebt. Er wurde im Freisinger Dom zum Priester geweiht und hat später als Dozent in Freising gewirkt. Auch als Erzbischof der Erzdiözese München und Freising ist Joseph Kardinal Ratzinger unserer Stadt verbunden geblieben: Seinem Antrag ist die Erhebung des Freisinger Doms zur Konkathedrale zu verdanken. Die Verleihung der Goldenen Bürgermedaille zum Abschied aus seinem Erzbistum war Anerkennung seines Wirkens in Freising. Die Aufnahme des Freisinger Mohren und des Freisinger Bären in das päpstliche Wappen sowie der unvergessliche Besuch seiner Heiligkeit am 14. September 2006 sind sichtbare Zeichen seiner nachhaltigen Verbundenheit mit Freising“, fasste der Urkundentext die Verbindungen zusammen. Der Papst bedankte sich in einer sehr persönlichen, frei gehaltenen Ansprache für die Ehrung und versicherte der Delegation: „Freising bleibt als Heimat in meinem Herzen!“

Im Herbst 1945 war Joseph Ratzinger, geboren am 16. April 1927 in Marktl am Inn, 18jährig in das Priesterseminar seines Heimatbistums auf dem Freisinger Domberg eingetreten und studierte an der dortigen Philosophisch-theologischen Hochschule bis in den Sommer 1947 Philosophie. Nach dem Theologiestudium in München verbrachte er die letzten Monate der Vorbereitung auf die Priesterweihe wiederum in Freising. Am 29. Juni 1951 wurde er mit seinem Bruder Georg und 42 weiteren Weihekandidaten durch Michael Kardinal Faulhaber im Freisinger Dom zum Priester geweiht, nach seinen eigenen Worten „ein strahlender Sommertag, der als Höhepunkt des Lebens unvergesslich bleibt“.

Joseph Ratzinger wirkte zunächst einige Zeit als Seelsorger in München, war aber ab Oktober 1952 wiederrum in Freising als Dozent am Priesterseminar tätig. Parallel entstand seine Doktorarbeit für die Promotion an der Universität München. Ab dem Wintersemester 1954/55 vertrat er den Lehrstuhl für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Hochschule in Freising. Als eine Professorenwohnung im Lerchenfeldhof auf dem Domberg frei wird, bezog Ratzinger die Räume, die ihm, wie er schrieb, die Möglichkeit bot, „Vater und Mutter nach Freising zu holen“. Diese Zeit diente zugleich der Vorbereitung seiner Habilitation an der Münchner Universität.

Am 01. Januar 1958 wurde er zum Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Hochschule Freising ernannt, erhielt aber schon ein gutes Jahr später einen Ruf an die Universität Bonn. Es folgten Jahre als Hochschullehrer an den Universitäten in Münster, Tübingen und Regensburg.

Am 25. März 1977 wurde Joseph Ratzinger von Papst Paul VI. zum Erzbischof von München und Freising ernannt – damals trat er erneut in eine enge Beziehung zur alten Bischofsstadt an der Isar. Am 24, Juni 1977 bereiteten ihm die Freisingerinnen und Freisinger auf dem überfüllten Marienplatz einen herzlichen Empfang. Am 29. Juni 1977 erfolgte die Ernennung zum Kardinal.

Viele Amtsgeschäfte und gottesdienstliche Handlungen führten den Erzbischof regelmäßig nach Freising, insbesondere die Erteilung der Priesterweihe im Juni oder die Feier des Korbiniansfestes im November. Auch der Vorsitz bei der Bayerischen Bischofskonferenz, die regelmäßig in Freising tagte, war mit Aufenthalten in der Domstadt verbunden. Hinzu kamen private Besuche.

Am 25. November 1981 wurde Kardinal Ratzinger zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre ernannt; im Februar 1982 nahm er Abschied von seinem Erzbistum. Die Stadt Freising verlieh ihm die Goldene Bürgermedaille. 1983 erfolgte die Erhebung des Freisinger Doms zur Konkathedrale, die Josef Ratzinger noch als Erzbischof in Rom beantragt hatte.

19. April 2005 zum Papst gewählt, besuchte Papst Benedikt XVI. 2006 seine altbayerische Heimat. Stationen seiner Reise waren vor allem seine früheren Wirkungsstätten – den Abschluss bildete am 14. September 2006 der Besuch der alten Bischofsstadt Freising – Ort seiner Priesterweihe und seines Wirkens als Professor und als Erzbischof. Unvergessen und unvergesslich: Nach seiner Ankunft in Freising fuhr Papst Benedikt durch die festlich geschmückte Innenstadt, herzlich begrüßt von Tausenden von Menschen. Im Domhof trug er sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Die Feier im Dom stand unter dem besonderen Zeichen der Begegnung mit dem Klerus der Erzdiözese. Der Papst betete am Schrein des Bistumpatrons Korbinian und richtete dann eine Ansprache an die im Dom versammelten Gäste. Für Freising bleibt der Besuch Papst Benedikts XVI. ein historisches Ereignis, das den Rang der Stadt als Ort großer geschichtlicher und kirchlicher Tradition bedeutungsvoll unterstreicht.

Am 28. Februar 2013 beendete Benedikt XVI. sein Pontifikat auf eigenen Wunsch aus Altersgründen. Anfang 2022 warf ein Missbrauchsgutachten mit Vertuschungsvorwürfen bei der Sachbehandlung während seiner Zeit als Erzbischof einen Schatten auf das Lebenswerk Ratzingers.

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