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+++News aus dem Landratsamt: „Ein gut Theil Eigenheit – Lebenswege früher Archäologinnen“. Wanderausstellung im Kreuzgang des Landratsamts eröffnet.+++

„Ein gut Theil Eigenheit – Lebenswege früher Archäologinnen“: Wanderausstellung im Kreuzgang des Landratsamts eröffnet

Sibylle Mertens-Schaaffhausen gilt als „erste Archäologin Deutschlands“. Julie Schlemm schrieb 1908 das erste Wörterbuch der Vorgeschichte. Die Wanderausstellung „Ein gut Theil Eigenheit – Lebenswege früher Archäologinnen“ zeigt Frauen, die sich um die archäologische Forschung im deutschsprachigen Raum verdient gemacht haben. Ein ergänzender Teil der Ausstellung, die Interessierte bis zum 13. März im Kreuzgang des Landratsamts Freising besuchen können, beleuchtet das Leben und Wirken der Freisingerinnen Dr. Dr. Hilde Macha und Anne Neumair.

Zum 1. Bild: Bei der Eröffnung der Ausstellung (v.l.) Landrat Helmut Petz, Amira Adaileh (Gebietsreferentin Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege), Anne Neumair, Ileana Neagu (Erbin von Hilde Macha), Prof. Dr. Elsbeth Bösl (Organisatorin), Delia Hurka (Kreisarchäologin) und Lorenz Scheidl (Vorsitzender Archäologischer Verein).

„Archäologie fand ich schon immer spannend“, sagte Landrat Helmut Petz, der die Ausstellung am Donnerstag, 13. Februar, gemeinsam mit Lorenz Scheidl, 1. Vorsitzender des Archäologischen Vereins Freising, eröffnete. „Archäologen decken durch Zufall oder Gespür verborgene Welten auf und lassen diese plastisch werden.“ Die Kreisarchäologie Freising und der Archäologischer Verein hatten die Ausstellung gemeinsam ausgearbeitet und vorbereitet. „Genießen Sie die Archäologie, indem Sie sich hier auf Entdeckungsreise begeben“, sagte Petz.

Zum Bild 2: Anne Neumair mit Markus Stöber (Bürgermeister Gemeinde Wang) vor ihrer eigenen Informationstafel.

Die Posterausstellung hat sich zum Ziel gesetzt, Archäologinnen des 19. und 20. Jahrhunderts sichtbarer zu machen. Ihre Bedeutung für ihr jeweiliges Fach soll nach außen getragen und einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt werden. So wie die Frauen damals eine Vorbildfunktion für heranwachsende Mädchen innehatten, können sie vielleicht auch heute junge Menschen inspirieren. Über die Jahrzehnte gerieten diese frühen Archäologinnen und ihre Arbeiten in Vergessenheit. Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen sind sie im Gedächtnis der Öffentlichkeit nicht mehr präsent. Die allgemeine Wahrnehmung ist: Archäologie ist männlich – sicher ist dieses Bild auch mit durch die Populärkultur geprägt.

Im Landkreis Freising war es um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Joseph Wenzl, der Teile von noch intakten Erdställen fand und erforschte. „Mit seiner Begeisterung für die Geschichte steckte er bald auch seine Enkelin, Dr. Dr. Hilde Macha, an, die später seine Arbeit in mühsamer Kleinarbeit aufbereitete“, sagte Lorenz Scheidl, Vorsitzender des Archäologischen Vereins. Über viele Jahre habe Macha als Mitglied der Vorstandschaft die Geschicke des Vereins maßgeblich beeinflusst und dessen Arbeit durch ihre großzügigen Spenden „unterstützt, um nicht zu sagen, überhaupt erst möglich gemacht“.

Zum 3. Bild: Auch dem Leben und Wirken von Dr. Dr. Hilde Macha widmet sich eine Informationstafel.

Als Pionier, so Scheidl, habe Erwin Neumaier in den 1970er Jahren „die offensichtlich vergessenen Pfade Wenzls beschritten“. Die archäologische Erforschung des Landkreises Freising ist eng mit dem Namen Neumair verbunden. Als Leiter des Archäologischen Vereins Freising e. V. stand Erwin Neumair mehr im Vordergrund, auch wenn seine Frau bei allen Projekten intensiv mitgearbeitet und er selbst sie stets als gleichberechtigte Partnerin gesehen hat. Sie war an jeder Ausgrabung, jeder Feldbegehung und jeder Forschung beteiligt und recherchierte auch selbst zu verschiedenen Themen. Ein Projekt, die Rekonstruktion der münchshöfenzeichlichen Kleidung nach Vorlage des sogenannten Hochzeitsbechers, wurde für diese Ausstellung neu aufbereitet. Die Neumairs waren es auch, die 1988 den Archäologischen Verein Freising ins Leben riefen.

Dr. Dr. Hilde Macha und Anne Neumair, die natürlich bei der Eröffnung anwesend war, widmen sich je eine eigene Informationstafel der Ausstellung. Außerdem werden Sybille Mertens-Schaaffhausen, Ida von Boxberg, Johanna Mestorf, Julie Schlemm, Margarethe Bieber, Liebetraut Rothert, Gertrud Dorka, Waldtraut Schrickel und Sigrid Dušek vorgestellt – nicht nur ihre archäologischen Leistungen und Karrieren, sondern auch ihre Lebensgeschichten mit Höhen und Tiefen.

Zum 4. Bild: Insgesamt elf Poster über frühe Archäologinnen sind im Kreuzgang des Landratsamts Freising aufgebaut.

Die Posterausstellung ist ein Bestandteil des Forschungs- und Vermittlungsprojekts „AktArcha – Akteurinnen archäologischer Forschung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften: im Feld, im Labor, am Schreibtisch“, angesiedelt an der Universität der Bundeswehr München und gefördert im Themenschwerpunkt „Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation: Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit strukturell verankern“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

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