Landkreis

+++News aus dem Landratsamt: Gemeinsames Ziel: Erhalt und behutsame Nutzung der ehemaligen Stalag-Baracken.+++

Landrat Helmut Petz und Moosburgs 1. Bürgermeister Josef Dollinger haben bei einer gemeinsamen Ortsbesichtigung die Bedeutung der noch erhaltenen Gebäude des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A hervorgehoben. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD), der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), des Planungsbüros Kayser+Böttges/Barthel+Maus Ingenieure und Architekten, des Vereins Stalag Moosburg e.V. sowie des Landratsamts Freising machten sie sich vor Ort ein Bild vom Zustand der ehemaligen Wachmannschaftsbaracken in der Schlesierstraße und der sogenannten Sabathiel-Baracke in der Egerlandstraße in der Moosburger Neustadt.

Zum Bild Zukunft Stalag-Baracken01: Beim Ortstermin bei den ehemaligen Stalag-Baracken in der Moosburger Neustadt zeigten sich alle Seiten gewillt, die historischen Gebäude zu erhalten.

Anlass der Begehung war die Unterzeichnung einer Zweckvereinbarung zwischen dem Landkreis Freising und der Stadt Moosburg. Darin bekennen sich beide Partner zum Erhalt der letzten, großenteils noch im Originalzustand erhaltenen baulichen Zeugnisse des größten Kriegsgefangenenlagers Süddeutschlands. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Stadt Moosburg die Grundstücke samt Gebäuden unentgeltlich zur Verfügung stellt, während der Landkreis Freising seinefachliche Expertise und seine Verwaltungskraft einbringt und z.B. bei der Stellung von Förderanträgen oder der Erteilung von Planungs- und Bauaufträgen unterstützt.

Zum Bild Zukunft Stalag-Baracken02: Die sogenannte Sabathiel-Baracke, das einzige noch bestehende Gefangenengebäude, weist elementare Schäden auf.

„Das Stalag VII A war das größte Kriegsgefangenenlager in Süddeutschland. Seine geschichtliche Bedeutung reicht weit über die Stadt Moosburg hinaus“, betonte Landrat Helmut Petz. „Es hat nationale zeitgeschichtliche Bedeutung mit internationalen Bezügen – immer wieder besuchen Gäste aus aller Welt diesen Ort, an dem ihre Vorfahren interniert waren.“

Zum Bild Zukunft Stalag-Baracken03: Viele bauliche Elemente, wie hier der Waschbereich einer der Wachmannschaftsbaracken, befinden sich noch im Originalzustand.

Bürgermeister Josef Dollinger ergänzte: „Mit der Zweckvereinbarung bündeln wir die Kräfte von Stadt und Landkreis. So schaffen wir die Grundlage, dringend notwendige Fördergelder zum Erhalt und zum Ausbau eines überregionalen Dokumentationszentrums zu gewinnen.“

Historischer Hintergrund

Das Kriegsgefangenenlager Stalag VII A wurde während des Zweiten Weltkriegs errichtet und beherbergte zeitweise bis zu 80.000 Kriegsgefangene aus vielen Nationen. Nach der Befreiung durch die US-Armee diente das Lager zunächst zur Internierung von NSDAP-Funktionären und SS-Mitgliedern, später zur Unterbringung von Heimatvertriebenen. Auf dem ehemaligen Lagergelände entstand der heutige Moosburger Ortsteil Neustadt.

Von den zahlreichen Gebäuden des Lagers sind heute nur noch die sogenannte Sabathiel-Baracke (Egerlandstraße 22) und drei Wachmannschaftsbaracken(Schlesierstraße 1, 3 und 5) erhalten, die seit 2013 in der Bayerischen Denkmalliste eingetragen sind. Einen ursprünglich gestellten Abbruchantrag für diese Gebäude hat die Stadt Moosburg inzwischen zurückgezogen.

Die vorhandenen Wachbaracken in der Schlesierstraße sollen künftig – neben dem Schulzentrum Nord, der Gaststätte, der evangelischen Kirche und dem Kindergarten – ein neues Zentrum der Neustadt bilden, erläuterte Bürgermeister Dollinger.

Zum Bild Zukunft Stalag-Baracken04: Die Holz-Einteilung der Toiletten in der Wachmannschaftsbaracke ist noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Notsicherung und künftige Nutzung

Da der Erhalt der Gebäude teilweise gefährdet ist, wurden noch vor Abschluss der Vereinbarung erweiterte Sicherungsmaßnahmen eingeleitet, die vomBayerischen Landesamt für Denkmalpflege empfohlen wurden, um die Gebäude zu stabilisieren und wetterfest zu machen. In einem nächsten Schritt soll derendenkmalgerechte Instandsetzung erfolgen.

Parallel dazu wird ein kommunales Denkmalkonzept (KDK) erarbeitet, das die zukünftige Nutzung, die Einbindung der Bevölkerung und die denkmalpflegerischen Anforderungen bündelt. Dieses Konzept soll zu 80 Prozent durch das BLfD und zu 20 Prozent durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gefördert werden.

Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Von Seiten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz reisten Guido Siebert und Julia Pohl aus Berlin an, um die Gebäude zu besichtigen und erste Gespräche zur Förderung und baulichen Instandsetzung zu führen. „Wir freuen uns, dass sich Stadt und Landkreis gemeinsam für den Erhalt dieser besonderen Zeugnisse der Zeitgeschichte einsetzen“, sagte Siebert.

Auch Tina Naumovic, Vorsitzende des Vereins Stalag Moosburg e.V., zeigte sich erfreut: „Es ist wichtig, dass die Baracken erhalten bleiben und begehbar werden – nur so kann der Bezug zu diesem geschichtsträchtigen Ort lebendig bleiben. Ein Zentrum für die Neustadt wäre eine wunderbare Perspektive.“

Zum Bild Zukunft Stalag-Baracken05: Die ehemaligen Wachmannschaftsbaracken in der Schlesierstraße befinden sich in einem schlechten baulichen Zustand.

Quelle Fotos: Landratsamt Freising

Weiteres Vorgehen

Das Planungsbüro Kayser+Böttges/Barthel+Maus wird in den kommenden Monaten die Planung der Notsicherungsmaßnahmen übernehmen. Für die Feinabstimmung wird eine Arbeitsgruppe eingerichtet, an der neben Stadt und Landkreis auch das BLfD, die DSD und der Verein Stalag Moosburg e.V. beteiligt sind.

Ziel ist es, im Frühjahr 2026 mit der baulichen Sicherung zu beginnen und parallel dazu ein Nutzungskonzept zu entwickeln, das den geschichtlichen Wert der Gebäude erhält und zugleich Raum für Bildung, Begegnung und Erinnerung schafft.

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